Die kleine Kneipe muss schließen
FDP-Fraktion bedauert das unnötige „Aus“ für das EulenPub.
„Es hätte nicht sein müssen – schon gar nicht jetzt. Eine weitere Hängepartie a la Kirchgasse ist abzusehen“ kommentiert Leo Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender der Maintaler FDP-Fraktion die nun anstehende Schließung der Gastronomie in der Maintal-Halle. Seit 2011 ist dort das EulenPub beheimatet, eine klassische Kneipe mit Theke, Musik und einigen Tischen, auch Austragungsort von Dart-Turnieren.
Doch Ende August ist nun Schluss. Schon im November 2021 war auf Initiative der Stadt hin der Vertrag mit der Pächterin nicht mehr verlängert worden. „Wir hatten zu diesem Vorgang im Januar eine große Anfrage an den Magistrat eingereicht und wundersamerweise gab es dann noch eine Verlängerung – allerdings nur um sechs Monate,“ erläutert Prof Joachim Fetzer, Fraktionsmitglied aus Dörnigheim, den Vorgang.
Bei einer erneuten Anfrage im Juli diesen Jahres wurde deutlich, dass bisher weder Aufträge an die Firmen, noch ein Umbaukonzept, noch hinreichende Haushaltsmittel vorhanden sind und daher erst mal Leerstand droht.
Verständnis für Neuerungsbedarf – aber Kritik am Vorgehen der Stadt
In der Auskunft des Magistrats vom Januar war von notwendigen Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen die Rede gewesen. „Natürlich ist die Einrichtung in die Jahre gekommen. Kleinreparaturen sind lange nicht gemacht worden. Nichts ist für ewig und Handlungsbedarf kann man durchaus sehen,“ äußert Leo Hoffmann Verständnis dafür, dass Magistrat und Stadtverwaltung Veränderungen vorbereiten. Aber was die Liberalen empört, ist die Reihenfolge und das Vorgehen. „Erst miteinander Sprechen und einen gemeinsamen Weg suchen, dann Konzept machen, dann Haushaltsmittel organisieren und dann (wenn nötig) Vertragsauflösung und zügige Umsetzung mit geringem Leerstand,“ erläutert Fetzer die richtige Reihenfolge. Stattdessen wurde erst mal gekündigt, und dann nochmals mit kurzer Frist verlängert. „Wer so mit Pächtern der städtischen Gastronomie umgeht, darf sich nicht wundern, wenn dann mal jemand andere Pläne entwickelt.“
Thomas Schäfer, seit vielen Jahren Fraktionsvorsitzender der Maintaler Liberalen, weist auf das grundsätzlichere Problem hin: „So geht man ohnehin nicht mit Vertragspartnern um. Man muss doch froh sein, wenn man Menschen findet, die langfristig und erfolgreich die verschiedenen Gastronomieeinrichtungen betreiben.“
Kneipen sind Stadtkultur
Aber geht es wirklich nur um notwendige Instandhaltungsmaßnahmen? Ein Satz in der Antwort auf die Januar-Anfrage lässt aufhorchen. Zwar gebe es keine Überlegungen zu einer grundsätzlichen Nutzungsänderung, erläuterte die Bürgermeisterin. Aber sie fügte hinzu: „Eine Raucherkneipe in einem städtischen Gebäude wird unter dem Aspekt des Gesundheitsschutzes und der Vorbildfunktion einer öffentlichen Verwaltung als nicht mehr zeitgemäß erachtet.“
„Also was denn nun?“ fragen die Liberalen. Keine Nutzungsänderung, aber auch keine Kneipe mehr. Darin sehen sie einen Selbstwiderspruch in der Argumentation der Stadt.
Natürlich führe so eine Spätgastronomie immer auch mal zu Konflikten, wenn die einen noch feiern und andere schon schlafen. „Aber wollen wir wirklich reine Schlafstadt sein?“ fragt Fetzer und fährt fort: „Kultur im Nahbereich ist mehr als Friedhofskultur und Streichkonzert, so sehr ich beides schätze.“
Und der Freie Demokrat ergänzt: „Wer tagsüber mal den kalten Rauch wahrnimmt, aber nie gesehen hat, wer und wie sich Bürger unterschiedlichster Art beim Karaoke-Singen treffen oder auch einfach nur beim Bier an der Theke im Gespräch den Tag ausklingen lassen, der hat dafür wohl kein Verständnis.“ Doch das EulenPub habe vieles von dem, was in dem alten Schläger „Die kleine Kneipe“ besungen wird. „Nicht umsonst bildet dieses Lied den emotionalen Abschluss so mancher Abende,“ erzählt der Dörnigheimer.
Unklare Motivlage
Die Motive der ganzen Angelegenheit bleiben unklar. Im Januar hatte die Bürgermeisterin sie Auskunft gegeben, dass die Mittel in der Haushaltsposition „Instandhaltung Gebäude und Außenanlagen“ enthalten seien. Ein Blick in den Haushalt zeigt: Dort stehen neben einigen anderen Projekten insgesamt 39.000 Euro für Unvorhersehbares. „Wie kann es sein, dass bei der Haushaltsberatung im Oktober das Thema noch unvorhersehbar war und im November die Vertragsauflösung mit der Pächterin erfolgt?“ wundert sich der Haushaltsexperte Thomas Schäfer. Und Frank Windelband als wirtschaftspolitischer Sprecher ergänzt: „Unvorhersehbar war allenfalls die Corona-Pandemie mit langen Schließungszeiten in der Gastronomie. Diese Zeiten für Renovierungen zu nutzen, wäre brillant gewesen. Aber genau zum Ende der Pandemie eine gebeutelte Pächterin auf die Straße zu setzen, das ist einfach ein starkes Stück,“ ärgert sich der Liberale.
„War es mutwillige Ablehnung von populärer Kultur, von Alkohol, Tabak und fröhlichem Feiern oder ist es einfach nur schlechtes Management und Fahrlässigkeit? Wir kennen die Motive nicht. Aber es ist einfach ein Verlust.“ fasst Joachim Fetzer zusammen. „Wir sind gespannt, was uns der Magistrat vorlegt – und vor allem: wann“ schließen die Freien Demokraten.