Planung zum Bürgerhaus Bischofsheim

Die Beschlussvorlage wird wie folgt neu gefasst:

Der Magistrat wird beauftragt das planende Architekturbüro darauf hinzuweisen, dass die Maintaler Bürger es wünschen, dass das in Planung befindliche neue Bürgerhaus in Bischofsheim ein Gebäude sein soll, welches soweit wie möglich nicht zur Beschleunigung der Erderwärmung beiträgt. Das Planungsbüro soll daher folgendes berücksichtigen:

  1. Der Lebenszyklus-Treibhausgasausstoß soll nach Möglichkeit jährlich 9,4 Kg Co²-Äquivalente pro m² nutzbare Netto-Raumfläche (NRF) nach DIN 277 (früher Nettogrundfläche (NGF) nicht überschreiten. Der Lebenszyklus ist mit 50 Jahren zu rechnen. das Planungsbüro soll die ausgabewirksamen Mehrkosten für die Errichtung im Verhältnis zu einer gesetzeskonformen herkömmlichen Bauweise ermitteln.
  2. Das zu planende Gebäude soll gemäß DGNB Rahmenwerk möglichst klimapositiv, im Mindestmaß aber klimaneutral betrieben werden können. Klimaneutral betreiben im Sinne dieses Antrags meint, dass für das Gebäude auf ein Jahr gerechnet eine ausgeglichene CO² Bilanz nachgewiesen wird. Dabei werden die durch den Energieverbrauch verursachten Treibhausgasemissionen den Emissionen gegenübergestellt, die durch den Export von gebäudenah erzeugter erneuerbarer Energie vermieden wurden.
    Als durch Energieverbrauch verursachte Treibhausgasemissionen gelten direkte Emissionen am Standort (z.B. durch Verbrennung fossiler Brennstoffe) sowie alle durch die Bereitstellung der Energieträger außerhalb des Standorts verursachten Emissionen (z.B. Erzeugung von Strom oder Fernwärme, Gewinnung und Bereitstellung von Brennstoffen).
    Für die Ziffern 1 und 2 sind die jeweils aktuellen offiziellen Informationen der Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. z.B.
  • DGNB Leitfaden – Ihr Weg zum klimaneutralen Gebäude
  • DGNB Broschüre: Klimapositiv: Jetzt!
  • Rahmenwerk für Klimaneutrale Gebäude und Standorte
    bei Auslegungsfragen heranzuziehen.
  1. Eine unabhängige Zertifizierung des Gebäudes ist anzustreben. Die Kriterien der DGNB für die Auszeichnung „Klimapositiv“ sollen hierbei als Maßstab dienen.
  2. Der Magistrat wird beauftragt, bis zur Vorlage der Planungen des Planungsbüros zu Vergleichszwecken den aktuellen jährlichen Treibhausgasausstoß in Kg Co²-Äquivalente pro m² nach nutzbare Netto-Raumfläche (NRF) nach DIN 277 (früher Nettogrundfläche (NGF)) des bestehenden Bürgerhauses in Bischofsheim zu ermitteln.

Begründung
2015 hat die Staatengemeinschaft das Pariser Klima Abkommen und somit eine Begrenzung der
Klimaerwärmung auf 1,5 bis maximal 2 Grad Celsius beschlossen. Das bedeutet, dass nach derzeitigem Wissenstand bis ca. zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen auf das absolute Minimum reduziert werden und eigentlich gleichzeitig
Treibhausgassenken/-Speicher aktiviert werden müssten, um zu einer ausgeglichenen Bilanz vonnull Emissionen zu kommen.
Ein öffentliches Gebäude mit einer Lebensdauer von 40-50 Jahren muss in diesem Sinne von der Planung über die Herstellung der Baustoffe, deren Transport, den Bau den Betrieb und irgendwann den Abriss nebst Entsorgung betrachtet werden. Ein Planungsbeginn Jahre 2021 wirkt bis zum Jahre 2070 fort.Darüber hinaus ist nicht nur die Errichtung des Gebäudes relevant, sondern auch der Betrieb des Gebäudes ist mit einzubeziehen.
Der Begriff klimaneutral ist nicht definiert und es gibt nach Kenntnis der antragstellenden Fraktionen keine anerkannte Regel der Technik, die Basis einer Auftragsvergabe sein kann. Nimmt man den Wortlaut des Ursprungsantrag ist dieser praktisch nicht durchführbar. Dieser fachliche Fehler im Ursprungsantrag entbindet nach Auffassung der antragstellenden Fraktionen die Stadt Maintal aber nicht davon die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens auch auf der kommunalen Ebene einzuhalten.
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. German Sustainable Building Council, Tübinger Straße 43, 70178 Stuttgart hat hier unter anderem im Auftrag der Bundesregierung Studien durchgeführt und Leitfäden entwickelt, die nach Auffassung der antragstellenden Fraktionen als für die Praxis brauchbare Basis für eine Planung dienen können.